Am 4. Oktober 2023 fand an den Berufsbildenden Schulen Quedlinburg „J. P. C. Heinrich Mette“ eine Informationsveranstaltung für rund 20 ukrainische Geflüchtete und deren Eltern statt. Die jungen Bleibewilligen erfuhren dabei alles Nötige von Schulabschluss bis Sprachkurs, um ihren Platz im deutschen Ausbildungssystem zu finden.

Geflüchtete informieren sich über Ausbildungsperspektiven

Oksana, die junge Ukrainerin mit den langen dunklen Haaren, kommt aus einem kleinen Ort in der Ostukraine. Vor Ausbruch des Krieges in ihrer Heimat hätte sie sich nie vorstellen können, dass sie einmal in Deutschland leben würde. Als sie damals mit ihrer Mutter ankommt, sitzt Oksana bald in einer Ankunftsklasse in Blankenburg. Die Schule besucht sie in Deutschland, aber über das Internet nimmt sie schon allein wegen der Sprache am Unterricht in der Ukraine teil. Ihren ukrainischen Schulabschluss erreicht Oksana nach der 11. Klasse, womit die Schwierigkeiten zwischen deutschem und ukrainischem System beginnen. Sie selbst sagt dazu „In der Ukraine hätte ich an diesem Punkt ins Studium starten können, um einen Beruf zu erlernen. Hier habe ich diese Option nicht bekommen, was mich sehr traurig gemacht hat.“ In Deutschland gilt der Abschluss der 11. Klasse nicht als allgemeine Hochschulzugangsberechtigung und auch die Schulpflicht von zwölf Jahren muss erfüllt werden. Weil sie nach der 11. Klasse aber nur wenig Deutsch kann, kommt der Besuch des Gymnasiums oder einer dualen Ausbildung mit Praxis im Betrieb und Theorie in der Berufsschule nicht in Frage. „An diesem Punkt hätte ich auch einfach gehen können. Aber in meinem Kopf begann ich, mir eine Zukunft in Deutschland vorzustellen. Und wahrscheinlich würde das auch eines meiner größten Abenteuer werden“, sagt Oksana lächelnd. Über die Fallmanager in der #janalos Harz Jugendberufsagentur kommt sie zum Berufsvorbereitungsjahr mit Sprachförderung an den Berufsbildenden Schulen Quedlinburg „J. P. C. Heinrich Mette“. Ein Jahr hat sie nun Zeit, um die Schulpflicht zu erfüllen, das deutsche Ausbildungssystem kennenzulernen, ihren Berufswunsch zu festigen und – ganz wichtig – Deutsch zu lernen.

So wie der jungen Ukrainerin Oksana geht es vielen, die erst mit 16 oder 17 nach Deutschland gekommen sind. Daher ist in der Aula der Berufsbildenden Schulen Quedlinburg „J. P. C. Heinrich Mette“ am 4. Oktober 2023 auf die Fragen der anwesenden rund 20 Eltern und jungen Bleibewilligen eingegangen worden. Sabine Will von der KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt Ausbildung und Migration informiert über die notwendigen Voraussetzungen und Wege ins deutsche Ausbildungssystem. Dabei werden unter anderem auch Integrations- und Sprachkurse sowie die Anerkennung von Schulabschlüssen thematisiert. Durch die jungen Geflüchteten wird auch die anschließende Vor-Ort-Beratung der #janalos Harz Jugendberufsagentur gern angenommen. So erfahren sie alles zur Erstattung von Bewerbungs- und Fahrkosten im Kontext Ausbildung, aber auch wer bei der Erstellung von Bewerbungen und Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche hilft. Romy Stühff, Teamleiterin Berufsberatung in der Jugendberufsagentur, führt aus, dass für alle weiteren Fragen auch regelmäßig Sprechzeiten an den Berufsbildenden Schulen angeboten werden.

Die #janalos Harz Jugendberufsagentur ist erste Anlaufstelle für alle Jugendlichen, Eltern, Lehrkräfte, Unternehmen und Interessierte, die Infos rund um Praktikum, Bewerbung, Ausbildung und Studium benötigen. Unterstützung gibt es jederzeit auf www.janalos.de. Die Jugendberufsagentur ist eine Kooperation der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt West, der KoBa Jobcenter Landkreis Harz und des Jugendamts. Ihre Dienstleistungen werden ergänzt durch die Projekte STABIL Harz, KombI Harz, Praktikalotsen und den Jugendhilfeberater. Zusätzlich gefördert werden die Aktivitäten aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt über die Richtlinie REGIO AKTIV.